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Freitag, 15. Februar 2013

Eine lange Nacht

Gestern um 22.30 Uhr ging es bei Hoxie los. Und die lies sich erstmal Zeit. Als ich schon langsam nervös wurde, presste sie endlich nochmal richtig und es erschien ein Köpfchen. Moment! Da fehlte was! Nämlich ein hübscher Satz Vorderbeine... Die ließen sich dann aber zum Glück sehr leicht nach vorne sortieren und Lamm Nr. 1 war auf der Welt.
Und wieder hieß es warten und warten und warten. Endlich noch eine Fruchtblase und, tja, noch eine Blase mit irgendwas drin. Hatte ich aber so noch nie gesehen und erinnerte irgendwie an Gerichtsmedizin...
Also nochmal 'reingegriffen und keine Ahnung gehabt, was ich da wohl in der Hand habe. Fühlte sich nicht nach Lamm an, aber auch nicht nach Nachgeburt.
Nun ist es ja so, dass der durchschnittliche Schafhalter, so er denn nicht Veterinärmedizin studiert hat, äußerst selten in die Verlegenheit gerät, in den Gebärmüttern seiner Schafe 'rumzugraben. Die Korrekturen, die man bei Fehllagen vornehmen muss, finden ja meistens quasi vor dem "Ausgang" statt. Von daher war ich, dank mangelnder Übung, äußerst verunsichert.
Also zu nachtschlafender Zeit, inzwischen war es 1.15 Uhr, den Tierarzt angerufen. Der Mann scheint nie zu schlafen. Egal wann man da anruft, der ist immer topfit am Telefon. Da kommt echter Neid auf.
Allerdings verspürte er offenbar kein Verlangen, um diese Zeit, noch dazu bei Schneetreiben, zu uns 'raus zu fahren. Er ließ sich die Situation schildern, soweit ich das denn eben konnte und vermutete dann ein abgestorbenes Lamm. Ich solle mich erstmal hinsetzen und noch eine halbe Stunde warten. Dann nochmal in Ruhe nachfühlen und falls nötig, ihn nochmal anrufen.
Das mit dem Warten war gar nicht so einfach, denn da war ja noch eine Fruchtblase. Von daher vermutete ich schon noch ein intaktes Lamm.
Endlich war die halbe Stunde um, die rituelle OP-Waschung vollzogen und ich tastete mich nochmal ins Schaf vor. Tatsächlich war da eine komplette Eihaut mit was auch immer drin. Die hab' ich dann vorsichtig von hinten nach draußen geschoben. Es war tatsächlich ein abgestorbener, ca. 10 cm kleiner Embrio drin.
Dahinter kam die Nachgeburt vom ersten Lamm und dann tatsächlich noch ein paar Lämmerfüße. Kein Kopf! Und sofort kreist die Schmallenberg-Panik!
Bei weiterem Vortasten hatte ich dann allerdings einen Popo in der Hand. Klar, dass ich keinen Kopf fühlen konnte...
Das Lamm lag noch sehr tief drin, aber Hoxie hatte überhaupt keine Wehen mehr und es war ja schon eine Menge Zeit vergangen. Also habe ich ganz vorsichtig gezogen und das Lämmchen kam auch ganz leicht 'raus - und lebte!!!!
Zum Glück sind die Lämmer winzig und Hoxie für eine Erstlammende ausgesprochen gebärfreudig gebaut. Sonst wäre das sicher nicht so einfach gewesen.
Da das zweite Lamm einen so schweren Start hatte, habe ich ihr erstmal ein bissel Biestmilch per Gummihandschuh verabreicht. Mit dieser "Starthilfe" ging sie dann auf Milchbar-Suche.

Hier die beiden hübschen Mädels. Die hat übrigens nicht Sir Finley verbrochen sondern Jimmy Blue Eyes.



6 Kommentare:

  1. Puh...wenn ich das schon lese.
    Ich wünschte ich könnte dir irgendwie helfen xD auch wenn da viele hundert Kilometer zwischen sind, ich finde es nervenaufreibend und bin froh, dass dann doch irgendwie alles gut gegangen ist und Mutter und Mädels wohl auf sind.

    Gibt es nervenberuhigende Schokolade? Davon würde ich dir glatt welche für den Stall schicken.

    Was ist bei der Rechnerei rum gekommen? *neugierig bin*

    LG
    Anne

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  2. Gott sei Dank ist noch alles gutgegangen.

    Liebe Grüße
    Karin

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  3. Herzlichen Glückwunsch, das hast du toll hin bekommen, Sanne. Hut ab, dass du die halbe Stunde aushalten konntest, ich weiß nicht, ob ich so eine Ruhe hätte. Sehen klasse aus die Beiden.

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  4. Vielen Dank, Ihr Lieben!

    Ach Anne, eure lieben Worte und das ihr mit uns mitfiebert, das hilft! Und wenn die Lämmer dann endlich da sind und die Mamas glücklich brummeln, ist aller Stress wie weggeblasen.
    Im Moment bin ich viiiieeeel zu müde zum Rechnen. Da kämen astronomische Summen bei 'raus (Mathe 5). Lass' mich die Lammzeit durchstehen, dann werde ich sofort wie wild rechnen :o).

    Astrid, in der halben Stunde hab' ich Schafsmilch-Karamell-Pudding gekocht *njamnjam* (Hermine hat ja nur ein Lamm, da klaue ich schon was mit) Da hat man was zu tun und anschließend kann man den strapazierten Zucker-Haushalt wieder auf Vordermann bringen!
    Ich hoffe nur, die Mädels machen sowas nicht noch öfter mit mir, sonst brauche ich nach der Lammzeit 'ne Diät.

    Liebe Grüsse
    Sanne

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  5. Hallo Sanne,
    ja in der Lammzeit muß man mit allem rechnen, umso mehr Lammzeiten man dabei war ,umso entspannter wird man auch in komplizierten Situationen =).
    Mir geht es zumindestens so die Erfahrung machts, kann mich noch an meine ersten Erfahrungen während meiner Lehrzeit erinnern, da bin ich viel unerfahrener an die Geburtshilfe gegangen als jetzt.
    Es gehört für mich dazu ,und wenn ich doch nicht weiß ob doch noch ein Lamm im Bauch ist ,dann schaue ich einfach nach mit meiner Hand.
    Aber ist ja bei Euch Gott sei Dank nochmal alles gut gegangen =)
    Herzliche Grüße Hütebanditen

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  6. Das liest sich wie ein Krimi ...
    Gut dass es noch so gut ausgegangen ist! ich wünsch den beiden kleinen Mädels viel Kraft für den Start ins Leben!
    ... und Dir eine schlafvolle entspannte Nacht.

    Liebe Grüße Anne

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