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Mittwoch, 25. April 2012

Auszug der Jährlinge

Nu sind sie weg, die Jährlinge. Am Samstag sind sie zu meiner Freundin nach Garrel umgezogen und werden dort auf reichlich Weide Frühjahr und Sommer genießen, damit sie für ihre erste Lammsaison topfit sind.
Aber natürlich haben die Damen uns nicht ohne bleibenden Eindruck verlassen.
Alle sollten vorher noch die Klauen geschnitten bekommen und das fanden sie überhaupt nicht witzig.
Schon das Einfangen war spektakulär. Normalerweise sind die Mädels ja total zutraulich. Von daher kam ich gar nicht auf den Gedanken, die vielleicht einzupferchen. Eine Hand voll Futter, Schaf gegriffen und gut.
Soweit die Theorie. Hat beim ersten Schaf ja auch noch geklappt, aber dann wussten die Wollmäuse natürlich, was los ist. Hoonah hatte den totalen Spass an der Aktion. Sie ließ mich immer auf 70 cm 'rankommen und dann hüpfte sie fröhlich mit Riesenbocksprüngen davon. Auch als wir dann die anderen in den Stall sperrten, dachte sie nicht im Traum daran, der Herde zu folgen. Nein, 'rumhüpfen war viel lustiger. Hat 'ne Ewigkeit gedauert, bis wir sie endlich hatten.
Leider hab' ich in der Hektik nicht daran gedacht, den Fotoapparat zu holen. Wäre wirklich sehenswert gewesen...
Da ich mir in den letzten Jahren bei der Arbeit mit den Wollis den Rücken ziemlich ruiniert habe, schaffe ich es nicht, über das sitzende Schaf gebeugt, die Klauen zu beschneiden. Okay, Fachleute sagen, das geht auch ohne Rückenschmerzen, aber ich bin eben kein Fachleut... Und es galt 10 Schafe zu "bearbeiten".
Darum hat meine Freundin Tina das jeweilige Schaf auf den Hintern gesetzt und festgehalten, ich hab' mich davor geworfen und munter drauf los geschnipselt. Ich sag' Euch, die Viecher können auch im Sitzen noch ordentlich treten!
Das fertig pedikürte Schaf sollte dann auf den Hänger - wollte es aber nicht. Auch nicht mit Futter. Hänger ist gruselig. Leider sind die Damen auch nicht halfterführig. Also haben wir mit Futter gelockt, gezogen und geschoben. Am Ende waren wir fertig wie die Brötchen, aber wir hatten es geschafft!
Und dann kam das Gewitter... Mit Sturm, Hagel und Wolkenbruch.
Dummerweise stand der Hänger auf der Wiese am Stall. Und diese Wiese verwandelte sich ob der Wassermengen in ein Schlammbad. Keine Chance, den Hänger mit dem Auto da 'runter zu bekommen.
Was bin ich froh, dass meine liebe Freundin und Nachbarin Silke einen Traktor hat! Mit dem haben wir den Hänger dann wieder auf die Straße bekommen.
Nach 3 1/2 Stunden wirklich härtester Arbeit, konnte Tina endlich die Heimreise antreten.
Sonntag war ich dann mal wieder total überrascht, wo man überall Muskelkater haben kann...

Mittwoch, 18. April 2012

Käsemaschinen

Neulich am Telefon:
"Guten Tag, bin ich da richtig, bei der Schafskäserei?"
Das "Guten Tag" identifiziert die Dame sofort als Touristin oder erst kürzlich Zugereiste, denn das hier zu jeder Tageszeit gebräuchliche "Moin" geht einem in kürzester Zeit in Fleisch und Blut über.
"Ja, sind Sie."
"Ich hätte da mal eine Frage. Machen Sie auch Betriebsbesichtigungen?"
"Nein, eigentlich nicht. Unser Betrieb ist einfach viel zu klein, da gibt's nicht viel zu besichtigen."
"Ich würde nur gerne mal mit ein paar Kindern..."
"Naja, Schafe kraulen für Kinder kann ich wohl anbieten."
"Nein, nein. Die sind schon etwas älter und würden gerne mal die Maschinen sehen."
"Öhm, welche Maschinen?"
"Na, die Käsemaschinen."
Ich kam ins Grübeln.
"Meinen Sie eine Melkmaschine? Da habe ich keine, ich melke mit der Hand."
"Nein, Maschinen zum Käse machen."
"Wir haben keine Maschinen zum Käse machen. Das spannendste, was ich Ihnen anbieten kann, sind ein 20-Liter-Käsekessel und ein Handmixer..."
"Ja, aber Sie müssen doch Maschinen haben."
Ich nahm alle Geduld zusammen und erklärte der Dame in Kurzfassung, wie Käse in einem kleinen Betrieb hergestellt wird und nannte ihr Adressen von 2 größeren Käsereien, die wenigstens über einen Pasteur und eine Hochdruckpresse verfügen und die außerdem offiziell Besichtigungen anbieten.
Aber sie war wohl nicht interessiert und offenbar auch nicht besonders aufnahmefähig, denn sie wies mich erneut darauf hin, dass ich doch ohne Maschinen keinen Käse machen könne.
Es ist kaum zu glauben, aber ich habe der Dame noch etliche Male erklären müssen, dass ich über keinerlei sehenswerte Maschinen verfüge, bevor sie endlich aufgab.
Ich vermute stark, sie verdächtigt mich noch immer, eine geheime, unterirdische Großmolkerei zu betreiben.

Hier der Beweis: Meine Käseküche, zumindest der größte Teil davon. Völlig  käse-mach-maschinen-frei.

Freitag, 13. April 2012

Die ersten Melktage...

...sind jedesmal die Hölle!!!!
Schreiende Lämmer, brüllende Muttern, wild um sich tretende Erstmelkende - jeder Tropfen Milch will hart erkämpft werden.
Nur das Wissen, dass es nach ein paar Tagen deutlich ruhiger zugeht, lässt mich durchhalten.
Viel Milch gibt's im Moment auch noch nicht. Ich melke immer schon einmal am Tag mit, wenn die Lämmer so 3 - 4 Wochen alt sind. Aber dieses Jahr haben wir einfach zu wenig Einlinge. Und diese Suffolk-Mixe saufen die Muttern regelrecht trocken. Offenbar hat es sich bei den Lammlis auch herumgesprochen, dass ich den Mamas abends die Milch abzapfe, denn sobald ich jetzt anfange, die Trenngatter einzubauen, hängen plötzlich sämtliche Lämmer an den Eutern 'rum. Super!
Naja, nächste Woche kann ich die ersten Kinder absetzen, dann hab' ich wenigstens schon mal ein paar Liter Milch...

Da wir die Damen am Mittwoch das erste Mal auf den Melkstand gelassen haben, ist im Moment noch viel zu viel Chaos, um Fotos zu machen. Aber ich hatte noch ein paar Bilder vom vorletzten Sommer.
Inzwischen ist der Melkstand mit einer abwaschbaren und Desinfektionsmittel-tauglichen Gummimatte ausgestattet.

Kann ich jetzt endlich da 'rauf?!

Endlich Futter!


Oh ja, dem Kleinen von Hillary geht es inzwischen prächtig. Offenbar war er nur ein Spätzünder. Jetzt tollt er fröhlich mit den anderen Rackern durch die Gegend.

Samstag, 7. April 2012

Geschafft!!!

Am Mittwoch hat Hillary unsere diesjährigen Lammzeit beendet. 
Leider lief die letzte Lammung nicht so versöhnlich, wie ich hoffte. 
Auch für Hillary war es die erste Lammung und sie ließ sich ordentlich Zeit. Um 10.00 Uhr kam dann das erste Lamm mit Hilfe auf die Welt. Das zweite wurde um 13.30 Uhr!!!! tot geboren. Es hatte beide Vorderbeine unter dem Körper und war deutlich grösser als sein Bruder. 
Weil das erste Lamm deutlich nach Zwillingslamm aussah, hatte ich vorsichtshalber nochmal nachgefühlt. Aber da war nix. Hillary zeigte auch keinerlei Anzeichen, dass da vielleicht noch was käme. So kann man sich irren.
Leider macht uns auch das verbliebene Lamm Kummer. Obwohl es trinkt (dass es das tut kann man deutlich am hinteren Lammende sehen...) ist es irgendwie nicht besonders fit. Wenn es nicht trinkt, dann schläft es. 
Die anderen Lämmer waren schon am 2. Tag recht unternehmungslustig. 
Ich hoffe mal, dass der Kleine es schafft.

Jetzt bin ich jedenfalls erstmal froh, dass wir die Lammzeit hinter uns haben. Es ist doch eine sehr anstrengende Zeit. Mal abgesehen davon, dass man ziemlich wenig Schlaf bekommt, fahren die Emotionen Achterbahn: Freude über putzmunter Lämmer und stolze Mütter, Trauer über verlorene Lämmer und in diesem Jahr auch über ein Muttertier, Adrenalin pur, wenn man mal wieder eingreifen muss - eigentlich bräuchte ich jetzt 'ne Woche Urlaub...

Im Großen und Ganzen ist aber doch alles gut gelaufen, was 46 herumtollende Lämmer beweisen. 
Ich bin so glücklich, dass Schmallenberg uns erwischte, als noch kein Bock bei den Auen war und damit gehören wir zu den Schäfern, denen Fortuna wirklich hold war.

Allen, die noch Lämmer erwarten, wünsche ich leichte Geburten mit gesunden Lämmern und Muttern!
Und Euch allen 
                                                      Ein frohes Osterfest!!!!!





Sonntag, 1. April 2012

Die vorletzte Lammung...

...endete leider in einer Katastrophe.
Ich werde hier nicht detailliert beschreiben, wie es abgelaufen ist. Dafür war das Ganze einfach zu schrecklich. Nur so viel: das Lamm war riesig, und Jolene, deren erste Lammung es gewesen wäre, war einfach viel zu eng. Der Tierarzt war wirklich rasend schnell da und hat auch getan, was er konnte. Aber am Ende mussten wir Jolene erlösen. Es war einfach nicht zu schaffen.
Ich bin nur froh, dass das nicht am Anfang der Lammzeit passiert ist. Dann wäre ich vermutlich jetzt reif für die Nervenklinik, weil ich vor jeder Lammung panische Angst gehabt hätte. Was natürlich total idiotisch gewesen wäre, denn ich züchte jetzt seit 6 Jahren Schafe und sowas hatten wir noch nie. Aber man kann nun mal nicht aus seiner Haut.
Eins weiß ich jetzt sicher. Sollte uns jemals Schmallenberg erwischen, werde ich mir einen anderen Job suchen...

So schlimm, wie der Tag begann, endete er aber glücklicherweise nicht.
Ich muss in diesem Jahr auch einige Mutterschafe abgeben. Wir haben zur Zeit einen zu großen Bestand. Der ist entstanden, weil ich eine gewisse Anzahl Schafe brauchte, aus denen ich mir jetzt die besten für den Melkbetrieb aussuchen muss. Diejenigen, die nicht gut in der Milch sind oder schwer melkbare Euter haben, müssen gehen.
Nun fällt es mir immer sehr schwer, ein Schaf, das seine Lämmer gut groß bekommt, zum Schlachter zu bringen, nur weil es sich nicht für einen Melkbetrieb eignet. Ich weiß, das gehört nun mal dazu, aber ich bin halt nicht wirklich ein Landwirt...
Dann kam gestern Nachmittag meine Freundin Tina und fragte, ob ein Bekannter, ein paar Schafe von mir kaufen könne. Er wolle seine Herde aufstocken.
Nun bekommt er sämtliche Mutterlämmer von diesem Jahr und die "aussortierten" Mutterschafe. Ich bin überglücklich, denn nun steht meinen Mädels ein schönes Leben auf viel Weideland bevor!!

Tja, und dann noch Luna...
Weil der Tierarzt ja nichts finden konnte, hatte er sie, aufgrund der kärglichen Milchmenge und des schlechten körperlichen Zustands, auf Stoffwechselstörungen behandelt.
Was soll ich sagen? Die Milch ist wieder da und Luna will nun doch zwei Lämmer haben!!!!!

Es erstaunt mich immer wieder, wie dicht Freude und Leid doch beieinander liegen.