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Dienstag, 9. April 2013

Wirbel um ein kleines Lamm

Samstagabend um kurz vor 22.00 Uhr, ich war schon mit einem Fuss im Bett, klingelte es an der Haustür.
Leicht verwundert öffnete der Göga die Türe und vor ihm stand Frau Ankelmann von der Tierschutz- Organisation "Bunte Kuh" mit einem winzigen Lamm im Arm.
Die Geschichte, die dann folgte, treibt einem wirklich die Tränen in die Augen. Das Lamm wurde von Anwohnern des Hermann-Lange-Rings, also mitten im Wohngebiet, angebunden an eine Laterne, gefunden!!!!
Zum Glück hat der Kleine eine unglaubliche Stimme. Die hat die Leute auf ihn aufmerksam gemacht und ihm so das Leben gerettet. Sie haben dann die Polizei und die wiederum Frau Ankelmann verständigt. Die nun wieder ist eine Kundin von mir und hatte dann eben die Idee, uns zu fragen, ob wir das Lamm in Pflege nehmen könnten. Klar konnten wir!
Der Kurze war etwas unterkühlt, denn es war noch ziemlich eisig in der Nacht. Wir haben ihm schnell die große Hunde-Transportbox mit ordentlich Stroh ausgepolstert und dann gab's erstmal eine Ladung Probicol. Ist eigentlich für neugeborene Lämmer, damit sie genug Energie haben, auf Eutersuche zu gehen, aber da ich ja nicht wusste, wann er das letzte Mal was hatte, wollte ich lieber auf Nummer Sicher gehen.
Eigentlich war er ansonsten gut in Schuss und kannte die Flasche nicht. Er musste also noch bis vor wenigen Stunden bei seiner Mutter gewesen sein. Es ging dann aber doch recht fix, dass er die Flasche akzeptierte.


Da Frau Ankelmann die Sache dem Veterinäramt gemeldet hatte, hofften wir, dass sich vielleicht der Besitzer meldet und darum wollte ich das Böckchen eigentlich im Hunde-Kennel lassen, damit er nicht den Geruch unserer Schafe annimmt und vielleicht noch zurück zur Mutter kann. Aber am Sonntagmorgen begann er zu brüllen wie verrückt. Auch die Flasche beruhigte ihn nicht. Er konnte nämlich unsere Schafe hören. Und genau da wollte er hin. Hätte ja sein können, dass wir seine Mutter da verstecken...
Zwei Stunden später musste ich handeln, sonst hätte er sich tot geschrieen. Er war tatsächlich schon heiser. Also haben wir ihn in den Stall gepackt und gut war.
Zwischen unseren, inzwischen doch schon recht großen Lämmern, sieht er einfach winzig aus. Darum tauften wir ihn "Krümel".


Montagmorgen meldete sich dann das Veterinäramt bei uns. Sie wollten gerne vorbei kommen, weil sie ein Foto von Krümel ins Internet stellen wollten, um den Besitzer zu finden. Super! Veterinäramt auf dem Hof. Davon träumt jeder Schafhalter! Ich hab' nix zu verbergen, aber man denkt ja doch immer....
Die beiden Amtsveterinäre waren unwahrscheinlich nett, und gleich total verliebt in das kleine Böckchen. Zwei gestandene Männer mit Herzchenaugen! Zu schön!
Und dann äußerten sie sich auch noch sehr zufrieden über unsere Schafhaltung. Das gefiel mir natürlich noch besser!
Die Suchmeldung wurde ins Internet gestellt und der Besitzer gefunden. Ein Kollege, den ich vom Bauernmarkt sogar kenne.
Krümel, übrigens ein Schwarzkopf-Texel-Mix, heute 11 Tage alt, wurde aus der Ablammbox gestohlen!!!! Aus dem Stall!!! Die Familie Brahms wohnt nicht dort. Sie haben den Stall nur für die Lammzeit. Ansonsten laufen die Schafe am Deich. Und so haben sie erst Sonntagmorgen bei der Fütterung bemerkt, dass das Lamm fehlt.
Und dort ist schon Schlimmeres passiert. Irgendwelche Idioten sind in den Stall eingebrochen und haben die Lämmer in den Ablammboxen vertauscht! Am nächsten Morgen waren etliche Lämmer tot. Wie dumm und grausam können Menschen sein???!!!!!
Gestern Nachmittag hat Herr Brahms Krümel geholt, um zu versuchen, ob Mama ihn vielleicht noch annimmt. Eine Stunde später war Krümel wieder hier und Herr Brahms stocktaub. Er hat ihm nämlich während der gesamten Fahrt die Ohren vollgebrüllt.
Krümel hatte Mama sofort erkannt, Mama wollte aber Krümel leider nicht mehr haben. Schade.
Tja, und dann ist die Internetmeldung irgendwie an die DPA geraten. Seit dem ist hier der Teufel los. Heute Morgen waren der NDR1 und das NDR Internetfernsehen da. Natürlich musste Herr Brahms auch zum Interview antreten. Die Emder Tageszeitung hat mit meinem Mann ein Telefoninterview geführt und um Fotos gebeten. Heute Nachmittag war die Ostfriesen-Zeitung hier und RTL sagt mir noch bescheid, wann sie hier drehen! Ist das der Hammer?!
Naja, vielleicht springt ja ein bissel Werbung für meine Käserei dabei heraus...
Krümel ist's egal - der wartet nur auf die nächste Flasche.


Hier der NDR-Beitrag: www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/lamm201.html

9 Kommentare:

  1. Ich könnt gerade aus der Haut fahren...wirklich schrecklich, was da die (ich nehme mal an Jugendliche) machen. Der Kopf ist da nur zum Frisieren da...unglaublich. Es ist zwar schade, dass Krümels Mama ihn nicht mehr erkannt hat, aber immerhin geht es ihm gut und er nimmt die Flasche.
    Sowas schreit doch nach einer Paten8schaf)schaft ;)

    Liebe Grüße
    Anne

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  2. Auch wenn die Geschichte sehr traurig ist, so ist sie für euren Krümel doch sehr gut ausgegangen.

    Ich kann nicht verstehen, was in den Köpfen solcher Menschen vor sich geht!!!!

    Schön, dass Krümel ein zu Hause bei euch gefunden hat.

    Hoffe, dass die Dreharbeiten nicht zu stressig für euch werden.

    Alles Liebe aus der Eifel - Petra

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  3. Mann Gottes, da hab ich ja gar kein Verständnis für, sorry, aber was denken sich Menschen bei so einer Aktion, die haben völlig Kopfleere.

    Ich bin froh, dass Krümel nix passiert ist und dass er vielleicht doch noch, wie im Film gesagt, von der Mama angenommen wird.

    Ich wünsche euch allen nicht zuviel Stress mit den Dreharbeiten und alles Gute für die nächste Zeit.

    Liebe Grüße
    Karin

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  4. Du lieber Himmel, da bekomme ich ja schon Puls, wenn ich die ersten Zeilen lese.
    So kleines Würmchen. Gut, das es Krümel bei Euch gut hat.

    LG von Juliane

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  5. Das gibt es doch gar nicht! Ich frage mich auch, wie Menschen auf so eine abgedrehte Idee kommen können.
    Was für eine Aneinanderreihung glücklicher Zufälle für den Kurzen. Gut, dass du da warst und direkt wusstest, was zu tun ist. Gibt es schon Überlegungen, was mit ihm passiert, wenn das mit seiner Mutter nicht hinhauen sollte?

    Habe heute morgen übrigens schon die erste Käsevorbestellung für Sonntag aufgenommen.

    Alles Liebe
    Birgit

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  6. Wurde durch eine ganz liebe Freundin auf diese unfassbare und unmenschliche Geschichte aufmerksam! Zum Glück hat sie für diesen kleinen, süßen Krümel, dank Ihnen, ein gutes Ende genommen.
    Als jemand der alle Tiere liebt, verstehe ich diese "Menschen" (???), die Tiere - noch dazu Babys - so derart quälen können gar nicht. Gerade verwahrloste Jugendliche(?) müssten doch ein Herz für Tiere haben oder neiden sie sogar diesen winzigen Lebewsen das Glück umsorgt zu werden?
    Ich hoffe, dass diese Übeltäter gefunden werden und sie als Strafe auf einem Hof, bei einem Schafzüchter oder in einem Zoo -zig Arbeitsstunden absolvieren müssen.
    Alles, alles Gute und herzliche Grüße von ganz weit weg, aus dem Waldviertel, Luzie

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  7. Schön, daß Ihr Euch erbarmbt habt und schrecklich, daß der Herr Brahms so viel Idioten in der Nähe hat.
    Alles Gute dem kleinen Krümel und Euch viel Erfolg mit Eurer Käserei - Ihr seid zu weit weg, als daß ich regelmäßige Kundin sein könnte. Aber ich schaue trotzdem mal bei Euch ins Angebot.

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  8. Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Anteilnahme an Krümels Schicksal.
    Es ist wirklich schrecklich, dass sowas passiert, aber ich fürchte, dass es tatsächlich mehr aus Dummheit und Unwissenheit, denn aus Bösartigkeit passiert.
    Herr Brahms und ich haben heute beschlossen, dass wir im nächsten Frühjahr an die Schulen der Umgebung gehen und ein bissel Aufklärungsarbeit leisten. Wenn's keiner tut, woher sollen die Handy- und Computer-Kids es wissen?

    Liebe Grüsse
    Sanne

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  9. als ich den Artikel über Krümel gelesen habe,war ich wütend und entsetzt zugleich.
    wie hirnlos kann man sein,daß man nachts ein neugeborenes Lamm an ein Laternenpfahl bindet oder Lämmer in der Ablammbox vertauscht ??
    das ist weder lustig noch "cool",sondern schwachsinnig und zudem Tierquälerei !
    Mutterschafe erkennen ihre Lämmer am Geruch und lassen fremde Lämmer nicht bei sich säugen.
    ich bin kein bauer,sondern wohne in der Großstadt,fahre aber seit 12 Jahren regelmäßig auf eine nordfriesische Hallig zur Lammzeit,zudem habe ich als Kind viele Urlaube auf dem Bauernhof verbracht.
    doch,die Handy-Generation sollte auch wissen,daß kleine Tiere Pflege und Zuwendung brauchen-das ist bei Schafen genau wie bei Meerschweinchen,Goldhamster,Kanarienvögel etc.,so etwas wird einem in der Regel schon in der frühen Schulzeit beigebracht.
    statt Facebook und Twitter einfach mal in den Zoo gehen oder einen Bauernhof besuchen,das ist wesentlich sinnvoller und macht Spaß !!

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