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Mittwoch, 20. Juni 2012

Angst um "Sir Finley"

Riesengroße Sorgen machte uns am Wochenende unser heißgeliebter Wensleydale-Longwool-Bock "Sir Finley of Wensleydale", liebevoll "Fips" genannt.
Freitag bei der Abendfütterung war noch alles in Ordnung. Lautes Geblöke im Stall, dazwischen die "Fanfare" von Finley - der ist wirklich gut bei Stimme. Und wie gewohnt, stürzte er sich auch gierig auf's Futter.
Während wir die Mädels melkten, legte er sich dann aber plötzlich hin. Eigentlich nicht so verwunderlich, wenn Fips nicht das gefräßigste Schaf unter der Sonne wäre. Normalerweise steht er während der gesamten Melkzeit neben dem Törchen, durch das die gemolkenen Schafe wieder hereinkommen. Denn manche Mädels verlassen den Melkstand nur äußerst widerwillig und es braucht ein Leckerchen, um sie wieder in den Stall zu verfrachten. Da hofft der Bock natürlich, dass für ihn auch etwas abfällt.
Als wir mit dem Melken fertig waren und die Trenngatter herausgenommen hatten, zog er sich in die hinterste Ecke des Stalls zurück und hatte ganz offensichtlich Bauchkrämpfe.
Okay, erstmal zum guten alten Hausmittel Kräuterschnaps gegriffen, hilft fast immer. Doch nach einer Stunde zeigte sich keine Veränderung. Der Tierarzt musste her. Da der jedoch noch durchs Emsland gondelte, empfahl er noch eine weitere Dosis Alkohol, die aber auch nichts brachte.
Um 21.00 Uhr kam dann endlich Jan, unser Tierarzt und untersuchte Finley, der sich inzwischen in einem echt jämmerlichen Zustand befand.
Da die Symptome so plötzlich auftraten, befürchtete Jan eine Darmverschlingung, obwohl er dass in seinen 30 Jahren Tierarztpraxis wohl noch nie erlebt hatte. Er vermutete, dass Finley die Nacht voraussichtlich nicht überleben würde. Natürlich behandelte er Fips trotzdem, vor allen Dingen gegen die Bauchkrämpfe.
Meine einzige Hoffnung war, dass Finley einer der "Totgesagten" unseres Tierarztes ist, die haben nämlich für gewöhnlich eine ziemlich hohe Lebenserwartung. Wie z.B. "Cloud", die nach der ersten Lammung mit Ketose da lag und die auch die Nacht nicht überleben sollte. Sie hat danach noch zweimal gelammt, bis wir uns von ihr trennen mussten, weil das Euter kaputt war. Oder Nachbars inzwischen 12 Jahre alter Hund, der seinen 10. Sommer nicht überleben sollte...
Nicht dass mich jetzt jemand falsch versteht. Unser Tierarzt ist absolute Spitzenklasse! Er ist halt nur lieber etwas pessimistischer, als zu viel Hoffnung zu machen. Ist die Freude hinterher umso größer.
Nach einer echt üblen Nacht, ging ich Samstagmorgen mit Herzklopfen in den Stall. Sir Finley lebte! Und er fraß sogar. Dann aber legte er sich doch wieder hin und hatte auch wieder Krämpfe.
Also nochmal den Tierarzt bestellt, der ehrlich erstaunt war, dass der Bock nicht gestorben war. 
Nach nochmaliger Behandlung war Finley dann so richtig am Ende, schon durch den ganzen Stress. Wir mussten wieder bangen. 
Am Sonntagmorgen dachte ich wirklich, dass er den Tag nicht überleben würde. Er lag nur noch, hatte eiskalte Ohren und drehte beim Anblick von Heu angewidert den Kopf weg. Lediglich Wasser soff er gierig.
Weil er ja Samstagmorgen das letzte Mal gefressen hatte, nahm ich an, dass nun der Pansen schlapp machte. Darum beschloss ich gegen Mittag, es noch einmal mit einer Dosis Pansenstimulanz zu versuchen. Falsch machen konnte ich nun auch nichts mehr. 
Und dann kam ich mit meinem pansenstimulanzgefüllten Drencher in den Stall und blieb wie angewurzelt in der Stalltür stehen. Finley stand mitten zwischen seinen Damen und schmetterte mir seine Fanfare entgegen!!!
Rasch den Drencher zur Seite gelegt und stattdessen Heu hingeworfen. Er stürzte sich so gierig darauf, dass die umstehenden Mädels erschrocken zur Seite sprangen. Ich war so erleichtert, dass ich gleich losgeheult habe.
Seit dem geht es ihm hervorragend, aber ich beobachte ihn immer noch mit Argusaugen. Keine Ahnung, was es war und wodurch es kam. Überfressen kann er sich nicht haben. Sie waren noch auf der alten Weide und zuviel Kraftfutter kann er auch nur bekommen, wenn die Mädels in den Hungerstreik treten. Und das ist so wahrscheinlich wie Schnee am 4. Juli. Giftpflanzen gibt's bei uns am Haus auch nicht. 
Vermutlich werde ich es nie erfahren und kann nur hoffen, das sowas nie wieder passiert.


9 Kommentare:

  1. Freut mich sehr, dass Fips wieder auf den Beinen ist und es ihm gut geht.

    Hoffe, dass er so was wirklich nicht mehr bekommt.

    Liebe Grüße aus der Eifel - Petra

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  2. Meine Güte, Sanne, das war ja wirklich dramatisch. Erstaunlich, dass er es geschafft hat, so wie du es beschreibst. Aber zum Glück, vor allem, da du ja noch gar keine kleinen Finleys von ihm hast...
    Wenn er sich nicht überfressen oder etwas Vergiftetes gefressen haben kann, finde ich es auch sehr rätselhaft. Hat der Tierarzt dir etwas da gelassen, um die Leber zu stärken? Die macht sonst nach Pansengeschichten ganz gerne schlapp.
    Alles Gute und liebe Grüße

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  3. Ach Du meine Güte! Da habt Ihr ja allesamt einen ganz schönen Streifen mitgemacht. Dann hoffe ich jetzt mal, das es Eurem Bock weiterhing gut geht.

    LG von Juliane

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  4. Hallo, Ihr Lieben,

    Finley geht es nach wie vor glänzend!
    Aber ich hab' wirklich meine Wensleydale-Milksheep-Träume schon platzen sehen...
    Wir hatten erst einmal ein Schaf, dem es derartig miserabel ging. Das hat es damals nicht geschafft. Lisa hatte allerdings die Haferkiste aufbekommen und sich total überfressen. Inzwischen haben wir Futter-Tonnen, die bekommen sie nicht mehr auf, wenn sie mal ausrücken.

    @ Astrid
    Ich schrieb ja schon, unser Tierarzt ist Spitzenklasse. Wenn ein Schaf irgendetwas Unklares hat, gibt's sowieso immer gleich was für Leber/Stoffwechsel. Im Gegensatz zu vielen Tierärzten weiß Jan, das die meisten Schafe damit sehr schnell Probleme bekommen und sie das am Ende umbringt.

    Ich hoffe also, dass unserem Sir Finley ein langes Leben mit reichlich Nachwuchs vorherbestimmt ist.

    Liebe Grüsse
    Sanne

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  5. Ui das hört sich ja sehr aufregend an und ein Glück, das Finley wieder auf den Beinen ist. Kann sehr gut nachvollziehen, dass du ihn mit Argusaugen beobachtest, wenn keiner so richtig weiß was es war. Ich drücke jeden Falls die Daumen, dass es so gut bleibt. Liebe Grüße Anke

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  6. .....schon mal an Harnsteine gedacht? Fängt plötzlich an, wenn man Glück hat, ist es plötzlich worbei. Kann aber wiederkommen....

    Wenn das ganze noch mal losgeht, am "Männeschen" schauen, vorne ist ein kleines "Fädchen" (Harnröhre), da hängen sie meist fest.

    Viel Glück!!!

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  7. Hallo Ceddi,

    danke für den Tipp und ja, wir hatten dran gedacht. Das war das einzige was noch einwandfrei funktionierte, saufen und pieseln.

    Liebe Grüsse
    Sanne

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  8. Hallo Ceddi, ich liebe Schafe und Käse, auch wenn ich noch lange nicht mit lese, möchte ich, dass Dein Blog etwas bekannter wird. Daher schau mal auf meinem Blog, aber nur wenn Du magst. Liebe Grüsse, Katja

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  9. Wie gut, dass es gut ging. Katja hat mich auf Deinen Blog aufmerksam gemacht. Ich werde öfters reinschauen. LG Ate

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